„Das ist der Heimat ewig neue Kraft, die aus dem
Alten stets das Neue schafft.“
1600
Als sich zu Beginn des 17. Jahrhunderts Kurfürst Sigismund von Brandenburg und Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm von Neuburg um die Erbfolge der Grafschaft Berg stritten, entstand in der Nähe der alten Werftanlage mit dem bekannten Rheinkran ein neuer Winterhafen.
Damals lag das Gelände der heutigen Hafenstraße noch weit vor den Toren der Stadt, und so wurde es notwendig, in nächster Nähe des Hafens eine Unterkunft für Schiffer, Treidelknechte und Kaufleute zu schaffen. Deshalb gab ein herzogliches Dekret im Jahre 1628 dem Bürger Wilhelm Hütten die Erlaubnis, im neuerbauten Hause „Zum Schiffchen“ eine Schankwirtschaft zu errichten.
So lag nun die Brauerei und Schankwirtschaft mehr als 50 Jahre abseits der Stadt, bis man im Jahre 1680 das alte Berger Tor am Ausgang der Bergerstraße abriss und auf der Citadellenstraße neu aufbaute. Damit erst wurde die Hafenstraße und mit ihr das „Schiffchen“ ein Teil der Stadt. Die ganzen Jahre hindurch waren es in der Hauptsache Gäste aus Schifferkreisen, die die Schankwirtschaft bevölkerten.
1700
Als aber Herzog Johann Wilhelm, unser Jan Wellem, im Jahre 1713 das große Gebäude an der Akademiestraße erbaute, das früher die Feuerwehr beherbergte und nun auch der Zerstörung anheimfiel, trat eine Wendung ein. Dieses neue Gebäude wurde im Laufe seiner wechselvollen Geschichte zuerst Sitz des Kriegskommissariats, später Akademie, um unter Napoleon Ministerium des Innern und nach 1812 Tribunal zu werden.
Diese Nachbarschaft wirkte sich natürlich auch auf die Zusammensetzung der Gäste des „Schiffchens“ aus und waren es vordem in erster Linie Schiffer gewesen, so wurde es jetzt zum Stammlokal der Herren der Justitz und der Regierung. Aber auch Düsseldorfer Künstler fanden bald den Weg zur Hafenstraße, und Peter und Lambert Cornelius, Hermann Becker, Sohn, Scheuren, Hasenclever und viele andere gaben dem „Schiffchen“ sein besonderes Gepräge und tranken mach gutes Glas Obergärig.
1794 brennt das alte „Schiffchen“ infolge des Bombardements von Düsseldorf ab – wird aber in den nächsten Jahren wiederaufgebaut.
1800
Seit 1803 war die Brauerei im Besitz der alteingesessenen Familie Hoff und um die Jahrhundertwende nahm das „Schiffchen“ einen derartigen Aufschwung und erfreute sich so großer Beliebtheit, dass eine Erweiterung notwendig wurde.
Der benachbarte, ebenfalls schon sehr alte Gasthof „Zum römischen Kaiser“, wo Christian Dietrich Grabbe vor fast 140 Jahren, da er nach Düsseldorf kam, zuerst abstieg, wurde mit dem alten Haus vereinigt. 1911 war der Umbau vollendet und die traditionelle Schifferstube, die einer Schiffskabine täuschend nachgebildet war und die Jan Wellem-Stube mit zahlreichen wertvollen Gemälden bildeten eine Sehenswürdigkeit. Später kam, dann noch die Jacobe von Baden-Stube und die Karlsstadt-Stube mit ihren als einmalig zu bezeichnenden Innenausstattungen dazu.
1900
Von all diesen Schätzen blieb im Wüten des Feuers nichts übrig als ein Bild von der 300-Jahr-Feier im Jahre 1928. Die alten Gasträume wurden an die Schwabenbräu AG verpachtet, die als Unterpächter des Hauses die Eheleute Josef Mohr einsetzten.
Nachdem sich nach wenigen Jahren herausstellte, dass der erste Teil des „Schiffchens“ zur Aufnahme der vielen Gäste nicht ausreichte, wurde im Einvernehmen mit der Schwabenbräu AG die Erweiterung erwogen und mit Ihrer Unterstützung durchgeführt. Das nunmehr vollendete „Schiffchen“ fasste weit über 400 Gäste: außerdem nimmt der schattige Garten im Sommer noch weitere 150 Gäste auf.
1914 führt Frau Witwe Hoff die Brauerei sowohl als auch den Ausschank weiter, so dass sie mit ihrer Tochter Mia, die 1926 eintrat, den Ruf des Hauses in der Neuzeit weiter begründen konnte.
Bei der 300-Jahr-Feier 1928 mussten Höfe in Gasträume verwandelt werden, und der vergrößerte Garten ist ein besonderer Anziehungspunkt der Gäste geworden.
1938 tritt Franz Demmer als Teilhaber in das Familienunternehmen ein, der es nach der Totalzerstörung durch Bombeneinwirkung vom April 1944 in den Jahren 1948 /49 im alten Stil wiederaufbaute, nachdem Frau Hoff vor ihrem Ableben nur noch die Pläne kannte.
Das alte Haus soll weiterhin im Besitz der Familie Demmer und Frl. Hoff verbleiben, die es nach Gründung einer Schiffchen-Kommanditgesellschaft an die Schwabenbräu AG., Düsseldorf, verpachtet haben. Seit der Wiedereröffnung 1949
wurde das Haus von den Eheleuten Josef Mohr, als bekannte Fachleute der Gastronomie, im guten alten Geist weitergeführt.
Herr Prof. Michel gab der Innenausstattung eine dem alten Hause würdige Note -u. a. entstand die Jan-Wellern-Stube, die Napoleonsnische und die Schifferstube-, so dass auch fernerhin Entspannung und Wohlbehagen der Gäste an Bord des „Schiffchens“ gewährleistet sind.
1981 geht das Schiffchen in den Besitz der Stadt über.
Seit 2015 wird das Schiffchen von Elias Khamassi kommandiert.